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Sind die neuen Medikamente bezahlbar?Prof. Dr. H. EnglischDiese bange Frage stellt sich manch chronisch Kranker, der in den Medien von vielversprechenden neuen Therapienansätzen hört oder liest. Die jährlichen Behandlungskosten mit innovativen Rheumamedikamenten liegen z.B. zur Zeit bei mehr als 30000 DM! Es klingt vernünftig, dass die Krankenkassen nur dann bereit sind, die Kosten für neue, sehr teure Therapien zu übernehmen, wenn preiswertere Alternativen zu keinem zufriedenstellenden Erfolg geführt haben. Wenn man zu ernstzunehmenden Kosten-Nutzen-Vergleichen kommen will, so stößt man in das Gebiet der Gesundheitsökonomie vor: Dabei ist nicht nur nach den direkten Kosten einer Erkrankung zu fragen wie Ausgaben für Behandlung, Arzneimittel, Labor, Transport, häusliche Pflege usw., sondern auch nach den indirekten Kosten wie z.B. entgangene Steuer- und Sozialversicherungseinnahmen durch frühzeitige Invalidisierung eines Berufstätigen. Schließlich sollte man die schwer zu messenden psychosozialen Kosten (z.B. Schmerz, Zerrüttung von Familien...) nicht vergessen. Diese Betrachtungsweise macht sofort auf ein Dilemma des deutschen Gesundheitssystems aufmerksam: Haben die Krankenkassen überhaupt Interesse an teuren Medikamenten, die die Arbeitsfähigkeit erhalten? Die Erwerbsunfähigkeitsrente für den Patienten muß nicht die Krankenkasse bezahlen, sondern die Rentenversicherung. Und von den entgangenen Steuereinnahmen merkt die Krankenkasse auch nichts, sondern das Staatssäckel. Derzeit sind mehr als 50 % der an Rheumatoid-Arthritis leidenden Patienten nach 5jähriger Krankheit nicht mehr in ihrem Beruf tätig [1]! Nun besteht die Hoffnung, dass dieser Prozentsatz mit neuen, aber leider sehr teuren Basistherapien drastisch gesenkt werden kann. Im Interesse der Patienten ist die Pharmaindustrie gefordert, solche gesundheitsökonomischen Studien zu bezahlen, damit die Krankenkassen in Zukunft von der Notwendigkeit der großzügigeren Genehmigung der innovativen Verfahren überzeugt werden können. Bei der klinischen Prüfung des neuen Basismedikaments D2E7 [1, 2], eines TNF-a-Blockers, geht der Hersteller schon den entsprechenden Weg: Nicht jene Rheumapatienten kommen in den Genuß der langfristig angelegten Therapiestudie, bei denen schon ein solch starkes Basistherapeutikum wie MTX ohne Erfolg blieb, sondern hochaktive, frühe Rheumatiker (Erkrankungsdauer max. 3 Jahre), bei denen die Hoffnung besteht, dass es bei der neuen Therapie gar nicht erst zur dauerhaften Schädigung der Gelenke mit drohender Invalidisierung kommt. Wer Interesse an der Studie hat, möge sich bitte im Zentrum für Therapiestudien melden (Tel. 0341-124520; Wilhelm-Leuschner-Platz 12 in 04107 Leipzig [2]). Prof. Dr. H. Englisch (In Schlagzeile/n 2/2001) www.gesundheitsoekonomie.org Literatur
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